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Digital Humanities & Texttechnologien

Unter dem Schlagwort ?Digital Humanities“ wird das Aufgreifen von Informationstechnologie und digitalen Arbeitstechniken in den Geisteswissenschaften thematisiert. Medieninformatik l?sst sich auch als Fachinformatik der digitalen und Geisteswissenschaften verstehen. Vielf?ltige Forschungs- und Lehraktivit?ten der Regensburger Medieninformatik z. B. zusammen mit den F?chern Germanistik, Politologie, Rechtswissenschaften oder Theologi belegen dies nachdrücklich.

Durch zahlreiche F?rderinitiativen der vergangenen Jahre l?sst sich in Deutschland eine Konjunktur dieses Themas und damit verbundener Initiativen beobachten. Dazu geh?ren unter anderem:

  • Die Einrichtung entsprechender Infrastruktureinrichtungen in Form von DH-Zentren,
  • die Initiierung und Koordinierung curricularer Aktivit?ten im Bereich Digital Humanities,
  • die Berufung von Professuren explizit mit der Denomination Digital Humanities,
  • die Einrichtung von Fachgesellschaften, in Deutschland z. B. der 2013 neu gegründete Verein Digital Humanities im deutschsprachigen Bereich (DHd e.V. ) und
  • die Ausrichtung von Tagungen – erste deutsche Konferenz des DHd in Passau 2014.

In der Zusammenschau dieser Ereignisse und Entwicklungen kann man bereits jetzt davon sprechen, dass sich Digital Humanities erfolgreich im deutschen Wissenschaftssystem etabliert haben.

Zentraler Ansprechpartner:

Prof. Dr. Christian Wolff

Forschungsschwerpunkte

Die interdisziplin?re Arbeitsgruppe Digital Humanities kooperiert dabei mit verschiedenen geisteswissenschaftlichen Fachbereichen, etwa der Germanistik, der Anglistik, der Romanistik, der vergleichenden Kulturwissenschaft, der Medienwissenschaft, der Musikwissenschaft und der Wissenschaftsgeschichte. Beispielhafte Kooperationen sind hier etwa durch das DFG-gef?rderte Projekt PaLaFra (?Le passage du latin au fran?ais“) sowie auch durch Kooperationsprojekte mit dem Haus der Bayerischen Geschichte belegt.

Bereits verfolgte Forschungsrichtungen der Arbeitsgruppe umfassen unter anderem:

  • Korpuslinguistische Verfahren und historische Sprachwissenschaft
  • Analyse digitaler Medien (Social Media, Video Games, Social TV)
  • Computergestützte Analyse in der Kunstgeschichte
  • Sentiment Analyse (literarischer Texte, Fachtexte, Unternehmenskommunikation)
  • Quantitative Dramenanalyse
  • Digitalisierung und quantitative Analyse von Musik
  • Computergestützte Analyse von Filmen und Fernsehserien
  • Analyse von Alltagskultur und Erfassung historischer Quellen mithilfe von Crowdsourcing
  • Untersuchung typischer Nutzerpraktiken und dem damit verbundenen Einsatz digitaler Methoden in den Geistes- und Sozialwissenschaften (?humanist computer interaction“)
  • Einsatz von virtual und augmented reality in kulturwissenschaftlichen und musealen Kontexten

 

?ber diese Einzelprojekte hinaus lassen sich zwei gr??ere Forschungsschwerpunkte identifizieren:

Sentiment Analyse

Die Sentiment Analyse befasst sich mit der automatisierten Erkennung und Interpretation von Haltungen, Meinungen und Stimmungen in unterschiedlichen Medienformaten – etwa in Texten, Bildern oder audiovisuellen Inhalten. Sie deckt ein breites Spektrum an Anwendungsgebieten ab und erm?glicht unter anderem tiefere Einblicke in Kommunikationsprozesse auf Social Media sowie in die ?ffentliche Wahrnehmung von Produkten, Unternehmen oder Personen.

Auch am Lehrstuhl für Medieninformatik ist die Forschung im Bereich der Sentiment Analyse vielf?ltig und interdisziplin?r ausgerichtet: Geisteswissenschaftliche Perspektiven werden mit computergestützten Methoden zur Textanalyse aus der Informatik verknüpft. Die Arbeiten umfassen sowohl methodenzentrierte Projekte, die sich auf Natural Language Processing (NLP) und die Evaluation unterschiedlicher Analyseverfahren konzentrieren, als auch explorative Studien, bei denen die Untersuchung der Daten und der darin enthaltenen Stimmungsstrukturen im Vordergrund steht.

Ein besonderer Forschungsschwerpunkt liegt auf der Aspekt-basierten Sentiment Analyse (ABSA). Im Gegensatz zur globalen Bestimmung des Sentiments eines gesamten Textes erm?glicht ABSA eine differenzierte Bewertung einzelner Aspekte oder Eigenschaften einer Entit?t – etwa einer Person, eines Produkts oder eines Unternehmens – und verbindet damit die Sentiment Analyse als klassische NLP-Aufgabe der Textklassifikation mit der Extraktion von Inhalten, W?rtern und Phrasen.

Aktuelle Arbeiten widmen sich insbesondere dem Einsatz von ABSA in ressourcenarmen Szenarien, wie z.B. in Sprachen wie dem Deutschen oder in spezialisierten Dom?nen, für die kaum oder keine annotierten Datens?tze existieren. Dabei werden moderne Entwicklungen im Bereich gro?er Sprachmodelle (LLMs) aufgegriffen, beispielsweise die Leistungsf?higkeit überwachter oder unüberwachter Modelle bei komplexen Extraktionsaufgaben.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Christian Wolff, Thomas Schmidt, Jakob Fehle, Nils Hellwig

Social-Media-Analyse

Die Social-Media-Analyse befasst sich mit der systematischen Auswertung digitaler Kommunikationsr?ume auf Plattformen wie Twitter/X, Reddit, Instagram oder Twitch.tv. Sie erm?glicht Einblicke in textbasierte und visuelle Kommunikationsformen und tr?gt zum Verst?ndnis politischer, gesellschaftlicher, kultureller und popkultureller Ph?nomene bei.

Auch am Lehrstuhl für Medieninformatik ist die Forschung im Bereich der Social-Media-Analyse interdisziplin?r ausgerichtet: Sozial- und geisteswissenschaftliche Perspektiven werden mit computergestützten Analyseverfahren verknüpft. Ein Teil der bisherigen Arbeiten knüpft an den in der Forschung stark etablierten Bereich der Twitter/X-Analyse an, etwa zur politischen Kommunikation im Bundestagswahlkampf 2021 mithilfe von Topic Modeling und Sentiment Analyse. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Projekte stehen in enger Verbindung zum übergreifenden Forschungsschwerpunkt der Sentiment Analyse.

Daneben wurden auch Plattformen untersucht, die bislang seltener im Zentrum der Forschung stehen. Dazu z?hlen unter anderem Reddit-Foren zur Analyse religi?ser Diskurse, Twitch.tv-Chats zur Untersuchung von Geschlechterunterschieden sowie der Aufbau eines Meme-Korpus als empirische Grundlage für visuelle und popkulturelle Analysen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Analyse politischer Kommunikation auf Instagram, bei der Text- und Bildinhalte gleichwertig berücksichtigt werden. In verschiedenen Arbeiten wurden Instagram-Posts und -Stories sowohl textbasiert als auch visuell ausgewertet, etwa durch die Klassifikation anhand von Bildtypen aus der Forschungsliteratur oder durch die automatische Erkennung von Calls to Action. Erg?nzend wurden Methoden zur Sammlung und Archivierung von Instagram Stories entwickelt und erprobt, um auch verg?ngliche Inhalte systematisch in die Analyse einbeziehen zu k?nnen.

Viele dieser Arbeiten sind methodisch gepr?gt. Im Mittelpunkt stehen der Aufbau annotierter Datens?tze, die Evaluation automatisierter Analyseverfahren sowie der Einsatz von Machine-Learning-Methoden und zuletzt auch gro?er Sprachmodelle (LLMs) für Text-, Bild- und Multimodaldaten. Daraus ergeben sich enge Querverbindungen zur Sentiment Analyse, insbesondere im Bereich der Modellbewertung und der Qualit?tssicherung.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Christian Wolff, Thomas Schmidt, Michael Achmann-Denkler, Nils Hellwig

Lehre und Studium

Erste Belege für Digital Humanities-Lehraktivit?ten an der Universit?t Regensburg finden sich bereits in den frühen 1970er Jahren, damals unter dem Begriff der ?nicht-numerischen Datenverarbeitung“. So wurden etwa erste Lehrveranstaltungen in diesem Bereich im WS 1971 / 72 durch den sp?teren Professor für linguistische Informationswissenschaft, Jürgen Krause, angeboten. Die Etablierung von F?chern mit Bezug zur angewandten Informatik hat in Regensburg insofern eine lange Tradition, die sich mit der Informationswissenschaft und der Medieninformatik bis heute fortgesetzt. Mit dem Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur (I:ISMK) sowie durch das 2-Fach-BA-System sind sehr gute Voraussetzungen für interdisziplin?res Arbeiten in den digitalen Geisteswissenschaften gegeben, da Studierende Medieninformatik mit einem geisteswissenschaftlichen Fach kombinieren k?nnen.

Master Medieninformatik (M. Sc.)

Formal etabliert wurden die Digital Humanities durch ein Studienmodul, das im Masterstudium der Medieninformatik als Vertiefungsschwerpunkt gew?hlt werden kann, und sich seit 2012 starker Nachfrage erfreut. Weiterhin finden sich im Bachelorstudium einzelne thematisch ?bungen, die interdisziplin?r mit Kollegen aus der Germanistik, etwa zum Thema ?digitale Lexikographie“ durchgeführt werden, sowie auch Forschungsseminare mir einschl?gigen Digital Humanities-Themen, etwa ?Museumsinformatik und Kulturportale“.

Master Digital Humanities (M. A.)

Eine neu hinzugekommene zentrale Komponente in der DH-Lehre ist seit dem Wintersemester 2017/2018 der Masterstudiengang ?Digital Humanities“. Der Studiengang richtet sich an Geisteswissenschaftler. Neben grundlegenden Kenntnissen im Bereich der Informatik, Programmierung, im maschinellem Lernen und Natural Language Processing (NLP), digitalen Medien und Empirie werden praktische Projekte und Forschungsstudien im Kontext der DH umgesetzt.

Master Public History und Kulturvermittlung (M. A.)

Gemeinsam mit den Lehrstühlen für Bayerische Landesgeschichte (Prof. L?ffler), Vergleichende Kulturwissenschaft (Prof. Drascek) wurde ein interdisziplin?rer Studiengang entwickelt, für den die Medieninformatik das Thema Digitalisierung verantwortet. Auch in diesem Studiengang werden Themen und Methoden der digitalen Geisteswissenschaften vermittelt und in Projekten eingesetzt.

Aktuelle Projekte und Kooperationen

Von Epistemic Injustice zu Epistemic Awareness. Prozessbasierte Methoden-forschung zu Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche

Entwicklung eines Informationssystems zum Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche. Dazu Sammlung, Analyse einschl?giger Textsorten. Annotation von Texten zur Vorbereitung des Tranings maschineller Lernverfahren. Identifikation einschl?giger Textpassagen mit aktuellen KI-Verfahren. Analyse und Visualisierung gr??erer Textcorpora zu diesem Thema.

Kooperationspartner: Prof. Dr. Ute Leimgruber, Universit?t Regensburg und ein thematisches Partnernetzwerk weltweit.

Finanzierung: DFG -Sachbeihilfe, https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/539293243 (externer Link, ?ffnet neues Fenster) (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Zeitraum: 2025-2028

hand.gemacht – 3D-Technologie für handgemachte Objekte der Alltagskultur

In Kooperation mit dem Oberpf?lzer Freilandmuseum Neusatz-Perschen (Direktor Dr. Hammerl) und dem Lehrstuhl für vergleichende Kulturwissenschaft (Prof. Drascek) werden 3D-Techniken und die vollst?ndige Prozesskette von der Erfassung (Scan) bis zur interaktiven Pr?sentation handgemachter Objekte der  Alltragskultur anhand konkreter Artefakte aus der Oberpfalz untersucht.

Kooperationspartner: Oberpf?lzer Freilandmuseum Neusatz-Perschen (Direktor Dr. Hammerl), Lehrstuhl für vergleichende Kulturwissenschaft (Prof. Drascek)

Finanzierung: F?rderung durch das Bayerische Staatsministerium für Finanzen und Heimat im Rahemen der F?rderrichtlinie Heimt-Digital-Regional, https://handgemacht.bayern/projekt (externer Link, ?ffnet neues Fenster) (externer Link, ?ffnet neues Fenster) 

Zeitraum: 2022-2025

Emotions in Drama

Aufbau und Analyse eines historischen Dramenkorpus mit Methoden der Sentiment Analysis. Einsatz aktueller KI-Modelle für das Training auf der Basis annotierter Dramentexte. Entwicklung eines fachlich und zeitlich angepassten Emotionsmodells für die Analyse der Dramen in Varock und Klassik. Entiwcklung von Analysekompontenen und Visualisierungsverfahren für die Aufbereitung der Analysergebnisse.

Kooperationspartner: PD Dr. Kartin Dennerlein, Universit?t Würzburg

Finanzierung: DFG / SPP Computational Literary Studies, https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/424207618 (externer Link, ?ffnet neues Fenster) (externer Link, ?ffnet neues Fenster) 

Zeitraum: 2019-2024

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