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Aktuelles: Wie alles begann

Stoffwechselprozess frühen zellul?ren Lebens im Labor nachgestellt

05. Juni 2025, von Karoline Stürmer

  • Biologie und Vorklinische Medizin
  • Forschung
  • Publikation

Ein Team von Mikrobiologen um Prof. Dr. Dina Grohmann am Deutschen Archaeenzentrum der Universit?t Regensburg und dem Geologen Prof. Dr. William Orsi der LMU München hat im Labor Bedingungen nachgestellt, wie sie vor rund vier Milliarden Jahren auf der jungen Erde herrschten. Besonders im Fokus: sogenannte ?Schwarze Raucher“ - hydrothermale Quellen auf dem Meeresboden. Ihre Ergebnisse, vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution ver?ffentlicht, liefern neue Hinweise auf die Ursprünge des Lebens und einem der ?ltesten bekannten biochemischen Wege zur Energiegewinnung.

 


Abbildung links: Schwarzer Raucher im Miniaturformat (links). Die Spritze injiziert das sulfidische Fluid in eine eisenreiche L?sung in einem Glasfl?schchen. Dadurch f?llt eine schwarze Eisensulfid-Membran aus, an dem sich methanogene Archaeen anheften (Abbildung rechts, in schwarz sind die Eisensulfid-Partikel dargestellt, in blau die durch eine F?rbung sichtbaren methanogenen Archaeen), und den entstehenden Wasserstoff verstoffwechseln k?nnen.

Schwarze Raucher als Miniaturausgabe

Im Laborexperiment produzierten die Forschenden kleine Miniaturausgaben solcher ?Schwarzer Raucher“ sogenannte ?Chemical Gardens“. Sie simulierten dabei Reaktionen wie sie auch natürlicherweise am Meeresgrund stattfinden. Dabei reagierten Eisen und Schwefel zu Eisensulfid-Mineralen wie Mackinawit (FeS) und Greigit (Fe3S4) und es entstand auch Wasserstoffgas (H2) – eine potenzielle Energiequelle für Mikroorganismen, die Wasserstoff nutzen, um z.B. Methan zu produzieren. {web_name}er relativ einfache und sehr ursprüngliche Acetyl-CoA-basierte Stoffwechselweg ist bisher nur in methanogenen Archaeen nachgewiesen.

K?nnen die Bakterien wachsen?

Die zentrale Frage: Reicht der in den ?Chemical Gardens“ entstehende Wasserstoff aus, um das Wachstum von methanogenen Archaeen zu erm?glichen. 

Um diese Frage zu beantworten, wurde das Wachstum methanogener Archaeen unter v?llig sauerstofffreien Bedingungen in den ?Chemical Gardens“ nachvollzogen. Die langj?hrige Expertise in der Kultivierung von Archaeen unter Sauerstoffausschluss am Archaeenzentrum war von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Projektes. Denn die methanogenen Archaeen sterben schon bei geringsten Sauerstoffmengen ab.

Kandidaten für Biogasanlagen

Dr. Robert Reichelt vom Deutschen Archaeenzentrum der Universit?t Regensburg und Mitautor der Studie erl?utert: ?Methanogene Archaeen haben nicht nur gro?e Bedeutung bei Fragen zur Entstehung des Lebens auf unserem Planeten, sondern sind auch biotechnologisch relevant. Sie werden beispielsweise in Biogasanlagen eingesetzt, um grünes Erdgas herzustellen. Wir kultivieren und studieren diese Organismen schon seit Jahrzehnten und haben sehr gerne unsere Expertise in dieses Projekt eingebracht.“ Ganz konkret kam das Archaeon Methanocaldococcus jannaschii zum Einsatz, das aus dem Sediment hydrothermaler Schlote auf dem Meeresboden isolierte wurde und als Modellorganismus für die Methanogenese über den Acetyl-CoA-Stoffwechselweg dient.

Exponentielles Wachstum

Die Ergebnisse überraschten selbst die Forschenden: ?Die Archaeen haben nicht nur einige Gene des Acetyl-CoA-Stoffwechsels überexprimiert, sondern zeigten sogar exponentielles Wachstum“, sagt Vanessa Helmbrecht, Erstautorin der Studie. ?Wir hatten zu Beginn nur mit einem leichten Wachstum gerechnet, da wir keine zus?tzlichen N?hrstoffe, Vitamine oder Spurenmetalle zum Experiment hinzugefügt hatten.“ Die Archaeen konnten das durch die abiotische Ausf?llung von Eisensulfiden entstehende Wasserstoffgas also sehr erfolgreich als Energiequelle nutzen.

Die Zellen hielten sich in den “Chemical Gardens” stets in unmittelbarer N?he zu den Mackinawit-Partikeln auf. Das passt zum Fossilbefund, wonach einige aus der Frühzeit der Erde stammenden geologischen Lagerst?tten solcher Mineralien fossile Spuren ersten mikrobiellen Lebens enthalten.

?lteste Form der Energieerzeugung

Die Forschenden schlie?en aus den Studienergebnissen, dass chemische Reaktionen bei der Ausf?llung von Eisensulfid-Mineralen vor etwa vier Milliarden Jahren ausreichend Energie für das ?berleben der allerersten Zellen erzeugt haben und damit die Grundlage für den wasserstoffabh?ngigen Stoffwechsel der ersten Mikroben auf der jungen Erde legten. 

Fazit: Die Studie liefert starke Hinweise, dass diese Form der hydrogenen Methanogenese auf Basis des durch chemische Reaktionen entstandenen Wasserstoffs die evolution?r ?lteste bekannte Form der Energieerzeugung darstellt.

Originalpublikation:


Simulated early Earth geochemistry fuels a hydrogen-dependent primordial metabolism | Nature Ecology & Evolution 

DOI: https://doi.org/10.1038/s41559-025-02676-w (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
 

Kontakt aufnehmen

Prof. Dina Grohmann

Archaeenzentrum
Universit?t Regensburg
E-Mail: dina.grohmann@biologie.uni-regensburg.de

Dr. Robert Reichelt

E-Mail: robert.reichelt@biologie.uni-regensburg.de

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