Direkt zum Inhalt


Aktuelles: Das Dreieck der Hybris

"Das Dreieck der Hybris" ist ein DIMAS-Forschungsprojekt zur Geschichte der Beziehungen zwischen der Islamischen Republik Iran, dem Irak und den Vereinigten Staaten von Amerika in den Jahren 1991 bis 2003. Die Fritz Thyssen Stiftung f?rdert das Projekt.

15. Oktober 2025, von Dr. Tanja Wagensohn

  • Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
  • Forschung

Die Geschichte der Beziehungen zwischen der Islamischen Republik Iran, dem Irak und den Vereinigten Staaten von Amerika in den Jahren 1991 bis 2003: Damit setzen sich aktuell Professor Dr. Timothy Nunan (Professur für Transregionale Wissenskulturen) und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Dani Nassif vom Department für interdisziplin?re und multiskalare Area Studies (DIMAS) an der Universit?t Regensburg auf der Basis neuer Quellen auseinander. Die Fritz Thyssen Stiftung f?rdert nun ihr Projekt Triangle of Hubris: Iran, Iraq, and the United States, 1991-2003 für zwei Jahre mit über 190.000 Euro.

Das Projekt baut auf der Zusammenarbeit mit verschiedenen Forschenden und Universit?ten auf, die durch das UR Fellows-Programm unterstützt wurden. Kooperationen sind u. a. mit Universit?ten im Irak entstanden, so mit der Catholic University in Erbil, mit der University of Baghdad und der University of Sulaimani.

Ausgangspunkt: Der Golfkrieg 1990/91

?Es waren turbulente Jahre, die einerseits durch die Vertreibung Saddam Husseins aus Kuwait durch eine gro?e internationale Koalition unter Führung der Vereinigten Staaten w?hrend des Golfkriegs (1990–1991) und andererseits durch die Invasion des Irak durch die Vereinigten Staaten zusammen mit ihrer ?Koalition der Willigen“ im Jahr 2003 gepr?gt waren“, erz?hlt Timothy Nunan zum zeithistorischen Hintergrund des Projektes. ?Auch wenn Saddam Hussein w?hrend des Golfkriegs an der Macht blieb, wurde er durch den Irakkrieg 2003 abgesetzt, womit die Bemühungen um eine Demokratisierung des Iraks durch direkte milit?rische Intervention begannen.“

Wie ordneten USA und Iran Saddam Hussein ein?

Von 2003 bis 2004 aber initiierten die USA ein ambitioniertes Projekt namens Coalition Provisional Authority (CPA) mit dem Ziel, den Irak zu demokratisieren und einen pro-amerikanischen Staat aufzubauen. Doch: ?Die amerikanische Vision für den Irak scheiterte schnell, da die konfessionelle Gewalt zu viele irakische Leben forderte. Auch die Islamische Republik Iran gewann bald einen beispiellosen Einfluss auf die irakische Politik, vor allem durch die Unterstützung schiitischer Milizen“, erkl?rt Nassif.

Das Forschungsprojekt besch?ftigt sich zentral mit der Frage, wie Washington und Teheran ihren Gegner Saddam Hussein und die Aussichten auf einen tats?chlichen Regimewechsel in den 1990ern einordnen.

In den 1980er-Jahren führte Iran einen brutalen Krieg gegen den Irak und strebte aktiv den Sturz von Saddams Regime an, w?hrend die Vereinigten Staaten ihn unterstützten – trotz seines Einsatzes chemischer Waffen und weitverbreiteter Menschenrechtsverletzungen. Nach dem Golfkrieg ?nderten jedoch beide Staaten ihren Kurs.

Die USA verh?ngten Sanktionen und richteten Flugverbotszonen ein, verzichteten aber auf eine offene Strategie zum Regimewechsel. Iran wiederum nahm diplomatische Beziehungen zum Irak wieder auf und reduzierte seine Unterstützung für irakische Oppositionsgruppen. Nunan und Nassif wollen verstehen, wie es zu diesen politischen Kurswechseln kam und wie Saddam den Druck beider Gegner navigierte – insbesondere, indem er sich als Verteidiger sunnitisch-arabischer Interessen inszenierte.

The Coalition will destroy any viable military targets. The Coalition does not wish to destroy your local landmarks. Photograph. Retrieved from the Library of Congress, <www.loc.gov/item/2024540725/>. 

Die Abbildung aus der US-amerikanischen Library of Congress zeigt ein Propagandaflugblatt der Multinationalen Streitkr?fte w?hrend der Invasion des Irak (2003). Das Flugblatt enth?lt auf Arabisch die Aussage: ?Die Koalition wird alle milit?risch relevanten Ziele zerst?ren. Die Koalition m?chte Ihre ?rtlichen Wahrzeichen nicht zerst?ren.“ 

Im Hintergrund beider Abbildungen ist das al-Schahid-Denkmal (M?rtyrerdenkmal) von 1983 zu sehen, das zum Gedenken an die im Iran-Irak-Krieg gefallenen Soldaten errichtet wurde. 

Ver?nderte Rahmenbedingungen

Weiterhin wollen die Forschenden untersuchen, wie die ?u?eren Entwicklungen, etwa die Oslo Accords (1993) und die Wahl der iranischen Reformisten (1997) sowie der Anschlag des 11. September (2001), die Beziehungen zwischen den drei L?ndern beeinflusst haben. ?Zusammen beleuchten diese Fragen die sich wandelnden strategischen ?berlegungen Washingtons, Teherans und Bagdads und vermitteln ein tieferes Verst?ndnis dafür, wie regionale und globale Entwicklungen ihre Beziehungen im Vorfeld des Irakkriegs 2003 neu gepr?gt haben“, berichtet Nunan.

Bei den Antworten auf diese Fragen sollen neue historische Quellen helfen, die erst seit kurzem zur Verfügung stehen oder bislang selten in Verbindung gebracht wurden. ?Seit Ende der 2000er Jahre haben Forscher Zugang zu den Akten der irakischen Baath-Partei“, sagt Nassif. ?Die kürzlich freigegebenen irakischen Staatsakten aus dem Zeitraum von 1968 bis 2003 erm?glichen es detailreicher denn je, die Welt hinter Saddams Schreibtisch zu sehen – einschlie?lich seines Kampfes gegen Washington und Teheran“.

Neue US-amerikanische Quellen

Erg?nzend hierzu ziehen die Wissenschaftler neue US-amerikanische Quellen hinzu, etwa Akten von CPA-Chef L. Paul Bremer III und aus der William J. Clinton Presidential Library. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Quellen sollen mit Memoiren und Tagebüchern führender iranischer und irakischer Beamter in Verbindung gebracht werden. ?In ihrer Gesamtheit erlauben es die Quellen, diese neueste Geschichte zu beschreiben und einen signifikanten Beitrag zur Geschichtsschreibung des baathistischen Irak, des Irakkrieges und der internationalen Ordnung nach dem Kalten Krieg zu leisten“, betonen Nunan und Nassif.

Das Projekt baut auf Arbeiten Timothy Nunans zum schiitischen Islamismus, zur iranischen Au?enpolitik und zu seinem neuen Forschungsschwerpunkt zur internationalen Geschichte nach dem Kalten Krieg auf. Dani Nassif, gebürtiger Libanese und Arabisch-Muttersprachler, bringt seine Expertise im Bereich arabischer Geisteswissenschaften und seine Verbindungen zu irakischen Universit?ten durch seine T?tigkeit für das vom DAAD gef?rderte Projekt ?Digitales Lehren und Lernen in der Geschichtswissenschaft“ (externer Link, ?ffnet neues Fenster)  in das Forschungsvorhaben ein.

Weiterführende Informationen

Kontakt aufnehmen

Prof. Dr. Timothy Nunan, Dr. Dani Nassif

Department für interdisziplin?re und multiskalare Area Studies (DIMAS)
Universit?t Regensburg

E-Mail: dimas.office@ur.de

nach oben