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Aktuelles: Die neue ?konomik des Geburtenverhaltens

Prof. Dr. Fabian Kindermann über die neusten wirtschaftswissenschaftlichen Erkenntnisse zum Geburtenverhalten in westlichen L?ndern

22. September 2022, von Bastian Schmidt

  • Wirtschaftswissenschaften
  • Forschung

Die wirtschaftswissenschaftliche Forschung zum Geburtenverhalten ist in eine neue ?ra eingetreten. Zusammen mit seine Koautor:innen Prof. Matthias Doepke (London School of Economics/Northwestern University), Prof. Anne Hannusch (Universit?t Mannheim) und Prof. Michèle Tertilt (Universit?t Mannheim) analysiert Prof. Fabian Kindermann von der Universit?t Regensburg die Fertilit?t von Haushalten in westlichen L?ndern und zeigt auf, welche neuen Trends das Geburtenverhalten im 21. Jahrhundert erkl?ren k?nnen.

Die ersten wirtschaftswissenschaftlich gepr?gten Analysen des Geburtenverhaltens wurden in den 1960er Jahren entwickelt, um zwei empirischen Regelm??igkeiten Rechnung zu tragen, die in der Vergangenheit sowohl über L?nder hinweg als auch zwischen Familien in einem bestimmten Land galten: eine negative Beziehung zwischen Einkommen und Fertilit?t und eine weitere negative Beziehung zwischen der Erwerbsbeteiligung von Frauen und der Anzahl der Geburten. 

Mittlerweile sind diese Fakten nicht mehr universell gültig. Gerade in L?ndern mit hohem Einkommen hat sich die Beziehung zwischen Einkommen und Fertilit?t abgeflacht und in einigen F?llen sogar umgekehrt. Darüber hinaus ist die l?nderübergreifende Beziehung zwischen der Erwerbsbeteiligung von Frauen und der Geburtenrate jetzt positiv. In ihrer aktuellen Studie fassen die Autoren diese neuen Fakten zusammen. Als zugrundeliegendes Thema identifizieren sie vier Faktoren, die in der heutigen Zeit die Vereinbarkeit von Karriere- und Familienzielen von Frauen ma?geblich bestimmen und damit das Geburtenverhalten in einzelnen L?ndern beeinflussen: eine effiziente Familienpolitik, die Beteiligung von V?tern an der Kindererziehung, positive soziale Normen und flexible Arbeitsm?rkte.

Für politische Entscheidungstr?ger, die sich über die niedrige Fertilit?t Sorgen machen, bietet die neue ?konomie der Fertilit?t keine einfachen, sofortigen L?sungen. Faktoren wie soziale Normen und die allgemeinen Arbeitsmarktbedingungen ?ndern sich im Laufe der Zeit nur langsam, und selbst potenziell produktive politische Ma?nahmen werden wahrscheinlich Auswirkungen haben, die sich erst im Laufe der Zeit entwickeln. Der eindeutige l?nderübergreifende Zusammenhang zwischen den Geburtenraten und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zeigt jedoch, dass eine extrem niedrige Geburtenrate kein unausweichliches Schicksal ist, sondern die in einer Gesellschaft vorherrschenden Politiken, Institutionen und Normen widerspiegelt. Die Forschung der neuen Generation darüber, wie diese Merkmale die Fertilit?tsraten bestimmen, kann dazu beitragen, den Weg in eine Zukunft zu weisen, die die derzeitige Entwicklung hin zu immer kleineren Familien und allm?hlich schrumpfenden Bev?lkerungen vermeidet.



Originalpublikation:
Doepke, M., Hannusch, A., Kindermann, F., Tertilt,M. (2022) The Economics of Fertility: A New Era. National Bureau of Economic Research (NBER). Working Paper 29948, DOI: 10.3386/w29948 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)


Die Studie finden Sie hier:
https://www.nber.org/papers/w29948 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Zusammenfassung auf dem VoxEU:
https://cepr.org/voxeu/columns/new-era-economics-fertility (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Artikel im IMF Finance und Development:
https://www.imf.org/en/Publications/fandd/issues/2022/analytical-series/new-economics-of-fertility-doepke-hannusch-kindermann-tertilt (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Coverage in der Financial Times:
https://www.ft.com/content/6a6a7695-4756-42d1-b03d-283ad5e57d5f (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Daily Chart in The Economist:
https://www.economist.com/graphic-detail/2022/08/23/in-rich-countries-working-women-and-more-babies-go-hand-in-hand (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Free Exchange Column in The Economist:
https://www.economist.com/finance-and-economics/2022/09/15/richer-societies-mean-fewer-babies-right (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
 

Grafik: Doepke; Hannusch; Kindermann; Tertilt
Die Abbildung zeigt, dass 1980 in der OECD die L?nder mit der h?chsten Erwerbsbeteiligung (LFP) von Frauen die niedrigsten Geburtenraten aufwiesen. Bis zum Jahr 2000 hatte sich dieses Verh?ltnis umgekehrt - die Fruchtbarkeit ist nun in den L?ndern am h?chsten, in denen viele Frauen arbeiten.
Foto: Michaela Schmidt/Universit?t Regensburg
Prof. Dr. Fabian Kindermann

Kontakt aufnehmen

Prof. Dr. Fabian Kindermann

Lehrstuhl für VWL, ?konomie des ?ffentlichen Sektors
Universit?t Regensburg
Tel.; +49 (0)941 943 2711
E-Mail: Fabian.Kindermann@wiwi.uni-regensburg.de
www.fabian-kindermann.de
www.ce-fortran.com

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