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Aktuelles: UR | PROF.ile aus dem Homeoffice mit Prof. Dr. Tobias Nicklas

23. April 2020, von Stefan Schreibmüller

Für gew?hnlich stellen wir in den PROF.ilen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der UR vor, um der Universit?t ein Gesicht zu geben. Den aktuellen Gegebenheiten Rechnung tragend gibt es zur Zeit die PROF.ile aus dem Homeoffice - heute, am 23. April 2020, mit Prof. Dr. Tobias Nicklas.

 

Die gr??te Ablenkung im Homeoffice
sind... solange ich am Schreibtisch sitze, Telefonanrufe, Mails und Skype-Meetings mit Freunden, Kollegen und meinen erwachsenen T?chtern. Wenn ich den Arbeitsplatz in den Garten verlege, macht sich das Faible eines meiner Nachbarn für Kreiss?gearbeiten (bis in den Sonnenuntergang) bemerkbar.

Das Arbeiten im Homeoffice entschleunigt... wenigstens momentan bei mir gar nichts. Viel zu viel muss umgestellt werden, Kommunikation ist umst?ndlicher … die Zahl der Mailnachrichten w?chst.

Wenn die Ausgangsbeschr?nkungen vorbei sind, wird es mir am meisten Freude bereiten... mein gro?es Gartenfest mit Freunden und Familie zu feiern, einen Abend in der Zoiglwirtschaft ?Schafferhof“, dem Gegenteil von social distance, zu verbringen, ohne danach Autofahren zu müssen, und (nicht nur) einen Heimsieg des SSV Jahn auf der Hans-Jakob-Tribüne zu erleben.

Meine Lektüre- oder Filmempfehlung für den Zeitvertreib in Krisenzeiten: Ich habe schon vor ein paar Wochen begonnen, die Romane von Olga Tokarczuk für mich zu entdecken. Und als Neutestamentler muss ich natürlich hinzufügen: Auch die Bibel ist prima, wenn man sie als Literatur wahrnimmt.

Die hilfreichste App oder das nützlichste Hilfsmittel zur Bew?ltigung der Krise ist meiner Meinung nach...
meine Familie und viele Freunde, die nahe sind, auch wenn man sie momentan nicht umarmen kann.

Die Playlist zur Corona-Krise erg?nze ich wie folgt:
Blues Brothers: Everybody needs somebody / Everybody needs somebody to love (someone to love) / Sweetheart to miss (sweetheart to miss) / Sugar to kiss (sugar to kiss) / I need you you you …

 

Die Auswirkungen der Pandemie und ihrer Begleitumst?nde auf meine Forschung sind...
recht dramatisch. Das neue Centre for Advanced Studies lebt nicht nur vom fachlichen Austausch in den Meetings, die ja auch digital m?glich sind, sondern vom kollegialen und oft freundschaftlichen Miteinander. Eine Zoom-Seminar wird nie die Gespr?che beim Wein im Akademiesalon oder die Diskussionen bei der Wanderung im Bayerischen Wald ersetzen.

W?hrend der Zeit des Social Distancing habe ich mir vorgenommen...
an meinem Buch zu schreiben, mehr Musik zu h?ren und ein paar Quellentexte zu lesen, für die ich sonst nicht die Zeit h?tte. Wie viel davon gelingt, wei? ich nicht.

Im Sinne des ?Think positive!“ sehe ich die Corona-Krise als Chance... dafür, zu lernen, wie sehr wir soziale Wesen sind und warum es manchmal nicht schlecht ist, wenn Politiker auf Wissenschaftler h?ren (auch auf Geisteswissenschaftler!).

Wie würden Sie den momentanen Zustand Ihres Haushalts beschreiben. Recht überschaubar. Bis vor etwas mehr als einer Woche meine Frau und mein zw?lfj?hriger Sohn; seit ein paar Tagen ist (wenigstens k?rperlich) auch mein 19j?hriger Sohn aus einem sozialen Jahr in Peru zurück. Meine beiden erwachsenen T?chter bleiben momentan miteinander in Leipzig. Ein bis zwei Mal die Woche stürzen wir uns halbvermummt in das Abenteuer Supermarkt, vielleicht gar Metzger! Brot backt meine Frau selbst (und das ist wunderbar), abends versuche ich meine S?hne im Tischtennis zu schlagen (aussichtslos).

Vor der Corona-Pandemie dachte ich, unser gr??tes Problem w?re... der schier unaufhaltsame Klimawandel, die wachsende Ungleichheit der Lebensbedingungen an vielen Orten der Welt und natürlich die Zunahme an rechten und demokratiefeindlichen Tendenzen nicht nur in unserem Land. Wir sollten dies auch weiterhin nicht vergessen.

Am meisten bewundere ich in dieser Zeit... viele Heldinnen und Helden, die momentan über sich hinauswachsen. Das beginnt mit dem Postboten, der jeden Tag sp?ter und mit gr??eren Paketen kommt (sorry, ich hab wieder was bestellt), geht natürlich über ?rzte und Krankenpfleger und endet bei denen, die seit Wochen komplett isoliert zurechtkommen müssen.

Ratlos macht mich derzeit... der Mangel an Solidarit?t mit L?ndern und Menschen, die diese Krise kaum so bew?ltigen werden, wie wir es hier erhoffen k?nnen. Dabei denke ich besonders an die Kinder in Peru, mit denen mein Sohn im vergangenen Jahr gearbeitet hat, oder Familien in Sri Lanka, von denen meine erwachsene Tochter erz?hlt.

An der UR fehlt mir am meisten...
das Morgenkaffeegespr?ch mit meinen Mitarbeiterinnen Gertraud Kumpfmüller, Stephanie Hallinger und Ulrike Linder-Windbichler (hoffentlich geht es denen genauso!) sowie die Fellows Lunches im Centre for Advanced Studies. Nur unwesentlich weniger fehlen mir stundenlange Gremiensitzungen.

Ich bereite mich auf das Sommersemester vor,...
indem ich mit meinem Lehrstuhlvertreter Michael Sommer und meinen Assistentinnen versuche, die Lehre kreativ umzustellen und aufzufangen. Ansonsten hoffe ich, in diesem Forschungssemester wirklich forschen zu k?nnen.

Tobias Nicklas

  • geboren: 09.08.1967
  • Berufliches: Studium der Katholischen Religionslehre und der Mathematik an der Universit?t Regensburg, Promotion (2000) und Habilitation (2004 im Fach Neutestamentliche Studien) an der Universit?t Regensburg, Professuren in Koblenz (2004) und Radboud (2005-2007), Professor an der Universit?t Regensburg seit 2007.
  • Famili?res: verheiratet Eva Nicklas, geb. Tausch, Vater von vier Kindern (Sophie, Veronika, Jonathan & Valentin)
  • mehr Informationen

Die PROF.ile-Reihe

Die regul?ren PROF.ile finden Sie unter der URL www.ur.de/menschen/profile/ (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

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