Direkt zum Inhalt


Aktuelles: Grabungen in Bibione fortgesetzt

Forschungsteam findet neue Erkenntnisse zur r?mischen Villa Maritima

23. Mai 2023, von Margit Scheid

  • Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
  • Forschung

Nach der gro?zügigen Bewilligung von F?rdermitteln durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im vergangenen Jahr konnte im M?rz 2023 die Ausgrabung einer r?mischen Villa an der antiken Adriaküste in Bibione (Gemeinde S. Michele al Tagliamento, Metropolregion Venedig, Italien) fortgesetzt werden. Die Grabungen sind ein wesentlicher Bestandteil eines interdisziplin?r angelegten Projekts, das unter Federführung des Instituts für Klassische Arch?ologie der Universit?t Regensburg unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Steuernagel von einem deutsch-italienischen Forschungsteam durchgeführt wird.

Im Rahmen des Projekts sollen die erhaltenen baulichen Strukturen und die Ausstattung der Villa untersucht werden, um Rückschlüsse auf die Dimensionen und die Funktionen dieses Anwesens zu ziehen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den ?konomischen Aspekten, mithin der Frage, welche landwirtschaftlichen oder auch maritimen Ressourcen von den Besitzern der Villa über die Zeit ihres Bestehens hinweg genutzt wurden. In diesem Zusammenhang sind die naturr?umlichen Vorbedingungen und Ver?nderungen w?hrend des 1. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. sowie die sich wandelnde Siedlungsstruktur im Umland von Bedeutung. Beides wird in entsprechenden Teilprojekten von Kooperationspartnern aus den Bereichen Arch?ologie und Geowissenschaften an der Università degli Studi Padova (Padua, Italien) untersucht. Es werden zum einen systematische Feldbegehungen zur Identifizierung von Siedlungsstellen durchgeführt; zum anderen werden Kernbohrungen vorgenommen, um Bodenprofile mit Aussagekraft für Landschafts- und Vegetationsgeschichte zu gewinnen. Das Projekt ist damit Teil eines umfassenderen Forschungskontextes, der mit der zust?ndigen Bodendenkmalpflegebeh?rde geteilt wird und der Rekonstruktion von Dynamiken der menschlichen Umgestaltung des nordadriatischen Küstenstreifens zwischen der Antike und der Nachantike dient.
Die Grabungsarbeiten dieses Frühjahrs fanden nach Erteilung einer Grabungsgenehmigung durch das Kulturministerium der Republik Italien und unter der Aufsicht und in enger Abstimmung mit der Bodendenkmalpflegebeh?rde (Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio per l'Area metropolitana di Venezia e per le Province di Belluno, Padova e Treviso) statt. 

Das wichtigste Ergebnis ist die zweifelsfreie Feststellung der Südgrenze des zentralen, vorwiegend zu Wohnzwecken genutzten Baukomplexes der Villa. Von diesem waren schon bei arch?ologischen Forschungen vergangener Jahrzehnte einige recht luxuri?s ausgestattete R?ume und bei den Grabungen der Universit?t Regensburg 2022 die westliche Begrenzung aufgedeckt worden. Die nunmehr ausgegrabenen R?ume geben deutliche Hinweise auf eine umfassende Erneuerung und Erweiterung des auf die frühe r?mische Kaiserzeit (1. Jh. n. Chr.) zurückgehenden Komplexes in einer zweiten, wahrscheinlich sp?tantiken Bauphase. An wenigstens zwei Seiten wurde dabei den ?lteren Strukturen ein 3,80 m breiter Arkaden- oder S?ulen-Gang vorgeblendet. Die Grabungen bescherten au?erdem eine reiche Ausbeute von Funden in nicht durch jüngere Eingriffe gest?rten Schichten, die zeitlich von der Antike bis ins sp?te Mittelalter reichen und auch die nachantike Nutzung des Areals beleuchten, von der bisher so gut wie nichts bekannt war. Zahlreiche in sp?tantiken Bauschuttdeponierungen gefundene Dachziegel mit Fabrikationsmarken gew?hren durch ihre Vielfalt einen Einblick in die finanziellen M?glichkeiten der Villeneigentümer der ersten Bauphase (d. h. des 1. Jhs. n. Chr.). Ihnen war es m?glich, Baumaterial auch von recht weit entfernten Produzenten, aus dem gesamten Bogen der n?rdlichen Adria zu beziehen. Materialproben von Steinmaterial und Bindemitteln (M?rtel) wurden entnommen und werden nach Analyse im Labor hoffentlich weitere Erkenntnisse auf diesem Gebiet vermitteln.

Das gro?e Interesse, auf das die Grabungen in der Region sto?en, wird nicht nur durch die unverzichtbare und unsch?tzbare Unterstützung von Eigentümern und P?chter des Gel?ndes deutlich. Die Kampagne dieses Frühjahrs wurde auch durch zahlreiche Berichte in italienischen Zeitungen, Websites und Fernsehsendern begleitet. Eine Pressekonferenz mit etwa zwanzig Pressevertretern und Repr?sentanten der Kommune sowie der Bodendenkmalpflege sorgte für weitere Publizit?t. Nicht zuletzt deswegen nutzten etwa 150 Menschen die M?glichkeit, an einem Nachmittag am letzten Wochenende vor Grabungsschluss unter Führung von Mitarbeitern des Teams sich ein Bild von den laufenden arch?ologischen Arbeiten zu machen. Das Projekt und seine Fortschritte kann man auch auf Kan?len der Social Media verfolgen: 
“Bibione Antica: Discovering the past” 


Facebook: https://www.facebook.com/profile.php?id=100088342862231 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Instagram: https://www.instagram.com/bibioneantica (externer Link, ?ffnet neues Fenster)


Foto: Universit?t Regensburg – D. Steuernagel
Die Grabungen an der Villa Maritima in Bibione.
Foto: Universit?t Regensburg – F. Pandolfo
Ziegel mit Fabrikationsmarken
Foto: Universit?t Regensburg – A. Vacilotto
Grabungsarbeiten (Detail)
Foto: Universit?t Regensburg - A. Vacilotto/G. da Villa
Photogrammetrische Aufnahme des Grabungsareals.

Kontakt aufnehmen

Informationen/Kontakt

Prof. Dr. Dirk Steuernagel
Institut für Klassische Arch?ologie
Universit?t Regensburg
Tel.: +49 941 943-3155
Sekretariat: +49 941 943-3756
E-Mail: Dirk.Steuernagel@psk.uni-regensburg.de

Verwandte Nachrichten

nach oben