Die Depression ist eine schwere psychiatrische Erkrankung, die mit einer St?rung der Hirnfunktion einhergeht und als systemische Erkrankung auch eine somatische (?k?rperliche“) Manifestation aufweist. Heute ist jeder fünfte bis sechste Mensch von dieser Erkrankung betroffen und leidet an schweren und belastenden psychischen, kognitiven und somatischen Symptomen. Eine anhaltend gedrückte Stimmung gepaart mit dem Verlust von Antrieb, Hemmung des Denkens, Interessensverlust, Schmerzzust?nden, Schlafst?rungen und Appetitlosigkeit stellen die wesentlichen Merkmale der Depression dar. Leider ist das Verst?ndnis der neurobiologischen Mechanismen, die dieser komplexen Erkrankung zugrunde liegen, noch zu gering. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网 zeigt sich auch darin, dass die heute für die Behandlung der Depression zur Verfügung stehenden Medikamente oft nur sehr verz?gert und unvollst?ndig zu einer Besserung der Symptome führen. Aktuelle Hypothesen zu den biologischen Mechanismen der Depression umfassen vor allem St?rungen in der Nervenzellkommunikation im Gehirn, bei der zentrale Neurotransmittersysteme wie Serotonin und Noradrenalin, aber auch Glutamat und GABA betroffen sind. Zudem spielen Stresshormone, Wachstumsfaktoren und Entzündungsreaktionen eine bedeutende Rolle für die ?tiologie der Depression.
Aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Labor von Prof. Dr. rer. nat. Christian Wetzel, Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie der Universit?t Regensburg, rücken die Frage nach einer m?glichen Bedeutung der Mitochondrien und der zellul?ren Energetik für die Entstehung und Auspr?gung der Depression in den Fokus. Die Ergebnisse der Studien wurden jetzt in der international renommierten Fachzeitschrift ?Molecular Psychiatry“ ver?ffentlicht.
Um die Bedeutung der Mitochondrien im Kontext der Depression n?her zu untersuchen, wurde an der UR hierfür ein humanes Zellmodell entwickelt: Hautzellen (Fibroblasten) von Patienten mit einer Depression sowie von gesunden Kontrollpersonen wurden im Labor vermehrt, zu induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSCs) re-programmiert, und dann zu neuralen Vorl?uferzellen sowie zu Nervenzellen weiterentwickelt. ?In unserer Studie konnten wir zeigen, dass Zellen depressiver Patienten eine ver?nderte und zum Teil eingeschr?nkte Funktion der Mitochondrien aufweisen und sich dies auch in einer ver?nderten Funktion der Nervenzellen zeigt“, erkl?rt Prof. Wetzel. ?So konnten wir zeigen, dass neurale Vorl?uferzellen depressiver Patienten eine geringere Zellatmung (oxidative Phosphorylierung), eine ver?nderte Calcium-Hom?ostase und eine reduzierte Zellgr??e aufwiesen“, so Wetzel. Weiterhin gelang es zu zeigen, dass die differenzierten Nervenzellen depressiver Patienten ver?nderte elektrophysiologische Eigenschaften besitzen. Neurone von Patienten mit Depression wiesen ein weniger hyperpolarisiertes Membranpotential auf und zeigten eine ver?nderte Stromdichte spannungsaktivierter Natriumionenkan?le, welche für die Entstehung von Aktionspotentialen zur Weiterleitung von Information von Nervenzelle zu Nervenzelle notwendig sind. Eine verringerte elektrische Kapazit?t der Neurone depressiver Patienten spricht auch hier für eine reduzierte Zellgr??e.
百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Befunde unterstreichen die Bedeutung der Mitochondrien und des zellul?ren Energiestoffwechsels für grundlegende und komplexe neuronale Funktionen und zeigen, dass diese auf zellul?rer Ebene nachweisbaren Ver?nderungen weitreichende Konsequenzen für die psychische und somatische Gesundheit haben k?nnen.
?Unsere Untersuchungen er?ffnen einen vielversprechenden Weg, um die neurobiologischen Mechanismen der Depression besser zu verstehen und über die Identifizierung neuer Zielstrukturen (Targets) zukünftig einen Beitrag zur Entwicklung wirksamerer Medikamente leisten zu k?nnen“ fasst Prof. Wetzel die Ergebnisse zusammen.
Originalpublikation
Triebelhorn J, Cardon I, Kuffner K, Bader S, Jahner T, Meindl K, Rothhammer-Hampl T, Riemenschneider MJ, Drexler K, Berneburg M, Nothdurfter C, Manook A, Brochhausen C, Baghai TC, Hilbert S, Rupprecht R, Milenkovic VM, Wetzel CH (2022) Induced neural progenitor cells and iPS-neurons from major depressive disorder patients show altered bioenergetics and electrophysiological properties. Molecular Psychiatry
DOI: https://doi.org/10.1038/s41380-022-01660-1 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
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