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Aktuelles: Echte Role Models für Nachwuchswissenschaftlerinnen

Stadt Regensburg zeichnet Frauen in Wissenschaft und Kunst aus

29. Oktober 2021, von Margit Scheid

  • Rechtswissenschaft
  • Auszeichnungen & Preise

Die Atmosph?re war feierlich und freudig als Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer am Abend des 27. Oktober 2021 im Historischen Reichssaal des Alten Rathauses die Regensburger Preise für Frauen in Wissenschaft und Kunst verlieh. Neben Prof. Dr. Konstantina Papathanasiou, die sich an der Universit?t Regensburg habilitiert hatte, wurden Julia Unterhofer für ihre Abschlussarbeit an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikp?dagogik Regensburg sowie Dr. Marianne Unterreitmeier für ihre kooperative Promotion an der Universit?t Erlangen-Nürnberg und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg ausgezeichnet.

Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer betonte in ihrer Begrü?ungsansprache, wie wichtig es nach wie vor sei, diesen mit 15.000 Euro am h?chsten dotierten Preis der Stadt Regensburg auszuloben, trotz schwieriger Haushaltslage. Die Auszeichnung soll Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen der drei Regensburger Hochschulen dazu ermutigen, eine Hochschulkarriere mit dem Ziel einzuschlagen, sp?ter ein Amt als Professorin zu bekleiden. Nicht zuletzt sei der Preis ein Zeichen dafür, wie wichtig der Stadt die engen Verbindungen zur Universit?t, den Hochschulen und den wissenschaftlichen Kooperationen mit den ans?ssigen Unternehmen sind.

Prof. Dr. Udo Hebel, Pr?sident der Universit?t Regensburg, sprach in seinem Gru?wort allen Preistr?gerinnen seine Anerkennung und seine Glückwünsche aus, und betonte ihre Vorbildfunktion als ?echte Role Models“ für Studierende und Nachwuchswissenschaftlerinnen. Der positive Wandel an der Universit?t, in der Wissenschaft und der Gesellschaft habe eingesetzt, der Preis sei dabei eine wichtige Landmarke. ?Gleichstellung in der Wissenschaft und die F?rderung junger Wissenschaftlerinnen ist sowohl eine gesellschaftspolitische als auch eine hochschulpolitische Verantwortung von uns allen“, betonte Pr?sident Hebel.

In ihrer Laudatio auf die Preistr?gerin Prof. Papathanasiou gab Prof. Dr. Isabella von Treskow, Frauenbeauftragte der Universit?t Regensburg, einen kurzen Einblick in deren Lebenslauf: Konstantina Papathanasiou, Jahrgang 1983, schloss ihr Studium der Rechtswissenschaft und ihren Master in den Strafrechtswissenschaften an der Universit?t Athen mit Auszeichnung ab. Forschungsinteressen brachten sie 2008 an die Ruprecht-Karls-Universit?t Heidelberg, wo sie 2013 mit ?summa cum laude“ promoviert wurde. 2017 erhielt sie die Zusage für ein zweij?hriges Habilitationsstipendium an der Universit?t Regensburg im Rahmen des ?Professorinnenprogramms II des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“, 2019 folgte das Habilitationsabschlussstipendium im Rahmen des ?Bayerischen Programms zur Realisierung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre“. Ihre Habilitationsschrift reichte Prof. Dr. Konstantina Papathanasiou am 31. August 2020 ein, am 10. M?rz 2021 erfolgte die Habilitation durch die Fakult?t für Rechtswissenschaft der Universit?t Regensburg, ihr wurde die venia legendi für Strafrecht, Strafverfahrensrecht, Wirtschaftsstrafrecht, Rechtsphilosophie, Rechtsvergleichung und Internationales Strafrecht erteilt. Bereits zum 1. September 2021 berief die Universit?t Liechtenstein Konstantina Papathanasiou zur Professorin für Wirtschaftsstrafrecht, Compliance und Digitalisierung. Laudatorin von Treskow zeigte sich beeindruckt von der Schnelligkeit, mit der die Preistr?gerin den Schritt von der Habilitation zur Rufinhaberin absolvierte. ?Ihr Beispiel, den Weg zur eigenen Professur unbeirrt zu gehen, ist ermutigend für alle Frauen“, schloss die Universit?tsfrauenbeauftragte ihre Würdigung.

Sie fühle sich glücklich und dankbar, sagte Professorin Papathanasiou nach der ?berreichung der Urkunde: ?So einen Moment muss man richtig genie?en“. In ihrer Pr?sentation stellte sie das Thema ihrer Habilitation ?Ius puniendi und staatliche Souver?nit?t – Genese, v?lkerrechtlicher Rahmen und straftheoretische Kontextualisierung des sog. Internationalen Strafrechts“ n?her vor: Straftaten mit Auslandsbezug – etwa wenn der Tatort im Ausland liegt oder wenn Opfer bzw. T?ter Ausl?nder sind – stellen die Materie des sogenannten Internationalen Strafrechts dar. {web_name}e Materie bestimmt, in welchem Umfang der Staat im Fall einer Straftat mit Auslandsbezug von seiner Strafbefugnis Gebrauch machen kann und, so Professorin Papathanasiou, ?es l?sst sich nur dann in vollem Umfang erforschen, wenn man das Strafrecht, das Staatsrecht und das V?lkerrecht gleichzeitig in den Blick nimmt“. In der Grundthese ihrer Habilitation geht Papathanasiou davon aus, dass nur die Straftheorie, also die Frage ?Warum strafen wir etwas?“, die erforderliche Legitimation für das Strafrecht liefere – somit müsse auch das sog. Internationale Strafrecht straftheoretisch untermauert sein. In ihrer Arbeit beschreibt die Juristin zun?chst die Genese des sog. Internationalen Strafrechts; dabei geht es um eine rechtsvergleichende historische Betrachtung. Anschlie?end analysiert Papathanasiou die Entwicklung des Souver?nit?tsbegriffs und untersucht den v?lkerrechtlichen Rahmen des sog. Internationalen Strafrechts. Dabei handelt es sich um die Frage, welche Grenzen das V?lkerrecht dem nationalen Gesetzgeber setzt. Die Juristin geht zugleich der umgekehrten Frage nach, inwiefern die innerstaatliche Verfassungsordnung das V?lkerrecht ?kontern“, d. h. selbst gewisse Grenzen zeigen kann. Juristisches Neuland betritt Papathanasiou bei der Frage nach der Legitimation des Internationalen Strafrechts: Das V?lkerrecht legitimiert zwar den Eingriff in die fremde staatliche Souver?nit?t, nicht jedoch den Eingriff in die Grundrechte des zu Bestrafenden. Das hei?t, der nationale Gesetzgeber schuldet dem zu bestrafenden T?ter eine Erkl?rung, welcher Sinn und Zweck Grundlage für seine Bestrafung ist. Die Habilitationsschrift mündet schlie?lich in die Einführung einer neuen, rechtsphilosophisch begründeten Straftheorie der Solidarit?t.

Die Solidarit?t ist es auch, die zum letzten Teil von Prof. Dr. Konstantina Papathanasious Rede überleitet, in der sie einen etymologischen Exkurs zum Begriff ?Idiot“ vornimmt. Das altgriechische Wort ?δι?τη? bedeute in etwa ?Privatperson“, erkl?rt Papathanasiou, und gehe auf die Polis zurück, in der mit ?δι?τη? Personen bezeichnet wurden, die sich aus ?ffentlichen ?mtern heraushielten, die nicht urteilen wollten oder konnten, die ?desinteressiert an Solidarit?t waren“. ?Als Frau, Griechin und Rechtswissenschaftlerin will ich hervorheben, wie wichtig es ist – heute noch! – kein Idiot zu sein“, fasst Prof. Dr. Konstantina Papathanasiou ihr Anliegen zusammen und endet mit dem Apell: ?Wir erfüllen eine Verantwortung, wir sind zahlreichen und sehr unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt, und gerade das verlangt von uns ein starkes und solidarisches Urteilsverm?gen.“

Nach der Würdigung der weiteren Preistr?gerinnen verabschiedete Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer die G?ste mit der Hoffnung, den Abend bei zukünftigen Preisverleihungen wieder bei einem Empfang ausklingen lassen zu k?nnen. {web_name} sei aufgrund des Infektionsschutzes in diesem Jahr nicht m?glich gewesen. Bedauerlich zwar, aber auch dieser Verzicht ist letztlich ein Ausdruck von Solidarit?t.

Foto: Stadt Regensburg, Peter Ferstl
v.l.n.r.: Pr?sident Prof. Dr. Udo Hebel, Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Preistr?gerin Prof. Dr. Konstantina Papathanasiou, Universit?tsfrauenbeauftragte Prof. Dr. Isabella von Treskow
Portr?t von Frau Dr. Papathanasiou. Foto: Stadt Regensburg, Peter Ferstl
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