Ende Oktober fand am Centre for Advanced Studies ?Beyond Canon_“ (DFG-FOR 2770) die viert?gige internationale Konferenz ?Parabiblical Literature in Armenia and its Social Locations. Studying Parabiblical Literature: Past Scholarship and Future Potential“ statt. Organisiert wurde die Tagung von Dr. Mari Mamyan (DFG-Eigene Stelle, ehemals Postdoctoral Fellow des CAS ?Beyond Canon_“) und Prof. Dr. Tobias Nicklas, Sprecher des CAS ?Beyond Canon_“.
Viele junge Forscher*innen beeindruckten neben Koryph?en des Faches
Aus diesem Anlass kamen zahlreiche renommierte Wissenschaftler*innen der Armeniologie an die Universit?t Regensburg. Viele Forscher*innen aus Eriwan, vor allem junge weibliche, wie z.B. Dr. Lusine Sargsyan und Seda Manukyan, beeindruckten mit exzellenten Forschungsbeitr?gen. Daneben sorgte aber auch die Pr?senz der gesammelten internationalen Prominenz des weiten Faches für Aufsehen und zeugte vom hohen Renommee des Standortes Regensburg in diesem Bereich, der nur durch den gro?en Erfolg von ?Beyond Canon_“ entstehen konnte. Aus Jerusalem und Kalifornien kamen mit Prof. em. Dr. mult. Michael E. Stone und Prof. em. Dr. Abraham Terian zwei Pers?nlichkeiten, die das Feld durch ihre Forschung über viele Jahrzehnte hinweg gepr?gt haben und bis heute pr?gen. Durch ihre zahlreichen Positionen als Gastwissenschaftler und Professoren an verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen weltweit konnten sie ein Netzwerk aufbauen, von dem heute ?Beyond Canon_“ profitiert und es durch die fruchtbare Forschung in Regensburg um den hiesigen Standort erweitert hat.
Armeniologie: Schwerpunkte Eriwan und Jerusalem neben Frankreich, den USA und Italien
Prof. Stone, Emeritus der Hebrew University of Jerusalem und Doyen der Armeniologie, feierte zudem trotz des kurz vor seiner Anreise begonnen Krieges seinen 85. Geburtstag in Regensburg. Prof. Terians biographische Wurzeln liegen ebenfalls in Jerusalem, konkret: im armenischen Viertel der Stadt, die sich dadurch und die Pr?senz weiterer Wissenschaftler*innen, z.B. Dr. Shlomi Efrati, aus Israel, neben Eriwan als zentraler Knoten des Netzwerkes herausstellte. Aus den USA reiste Prof. Dr. Gregory Sterling/Yale Divinity School an, der sich die Teilnahme auch durch eine kurzfristig anberaumte Konferenz der Dekane der Yale University – zu denen er ebenfalls z?hlt – nicht nehmen lie?. Die Chance, an der Tagung in Regensburg teilzunehmen, war nicht nur eine M?glichkeit, langj?hrige Freunde wiederzutreffen, sondern ebenfalls das Centre pers?nlich kennenzulernen und dadurch die Beziehungen zwischen Yale und der UR zu st?rken.
Die junge Armeniologin Dr. Mari Mamyan bildete Regensburg als weiteres Zentrum des Faches heraus
Seit fast fünf Jahren lebt die Hauptorganisatorin der Tagung, Dr. Mari Mamyan, in Regensburg. Als Postdoktorandin startete sie, vom Mesrop-Mashtots-Institut Matenadaran (dem weltgr??ten Zentralarchiv für armenische Handschriften) in Eriwan kommend – wie zahlreiche Teilnehmende der Konferenz –, ihre weitere Karriere hier am CAS ?Beyond Canon_“ und warb w?hrend ihrer Zeit als Stipendiatin erfolgreich ihre DFG-Eigene Stelle an der UR ein. Durch ihre Erfolgsgeschichte leistete und leistet Mamyan einen wertvollen Beitrag zur internationalen Sichtbarkeit nicht nur ihrer Person sowie ihrer Disziplin, sondern auch des Centres ?Beyond Canon_“ in Regensburg. Die Wissenschaftlerin ?u?erte sich dazu: ?Eine betr?chtliche Anzahl von Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Armenienkunde hat es erm?glicht, den besonderen Charakter der christlichen armenischen Kultur herauszuarbeiten. Die meisten dieser Errungenschaften sind jedoch nur einem kleinen Kreis von Fachleuten bekannt, w?hrend die breitere Gesellschaft immer noch ein eher vages Verst?ndnis von Armenien und seiner Vergangenheit hat. Die vom Centre for Advanced Studies ?Beyond Canon_‘ mitorganisierte Konferenz, die führende Spezialisten und junge Wissenschaftler*innen zusammenbrachte, ist ein bedeutender Beitrag nicht nur zur Vertiefung unserer Kenntnisse über die armenische apokryphe Tradition, sondern auch für die Armeniologie im Allgemeinen.“
?Beyond Canon_“ deckte mit Tagung parabiblische Traditionen “jenseits des Kanons“ und Area Studies ab
Bibelrezeption, parabiblische Traditionen sowie die Konstruktion von Identit?ten in einer bestimmten Region und in der Diaspora wurden in den zahlreichen Vortr?gen der Konferenz beleuchtet. Damit widmeten sich die vorgestellten Forschungsprojekte zwei profilbildenden Forschungsschwerpunkten der UR: Traditionen jenseits des biblischen Kanons sowie Area Studies gleicherma?en, die in dieser so dargestellten untrennbaren Verzahnung auch einen Schwerpunkt des Centres for Advanced Studies bilden.
Armenien, das im September 2023 wegen der fast vollst?ndigen Vertreibung der Bev?lkerung aus Bergkarabach/Arzach eine humanit?re Katastrophe erlebt hatte, die jedoch gr??tenteils im ?Toten Winkel“ der weltpolitischen Aufmerksamkeit vonstattenging, stellt nicht nur deswegen eine soziokulturelle Region dar, die besondere Aktualit?t besitzt, sondern auch und vor allem, weil der Gefahr entgegen gewirkt werden muss, dass durch die jüngsten Entwicklungen zahlreiche Denkm?ler von der Zerst?rung bedroht sind. Die Unterstützung aus Regensburg ist stark. Prof. Nicklas konstatierte dementsprechend: ?Mit dieser weltweit erstrangig besetzten Konferenz m?chte Beyond Canon nicht nur seine Arbeit an armenischen Apokryphen vertiefen, sondern auch eine Plattform bieten, um ein tieferes Bewusstsein für die faszinierende und gleichzeitig hoch bedrohte Kultur Armeniens zu schaffen, dessen Leiden in der Vergangenheit, aber auch heute wieder gerade hier in Deutschland nicht übersehen werden darf.“ Das kulturelle Erbe im Speziellen hob Prof. em. Dr. Bernard Outtier aus Frankreich hervor, indem er festhielt: ?Was für jeden sofort verst?ndlich ist, ist das sehr reiche künstlerische Erbe, das die Kopisten und Illustratoren so vieler Manuskripte und die Architekten so vieler alter Kirchen und Kl?ster hinterlassen haben. Die letzten Jahre und Monate haben uns gro?e Sorgen um die Zukunft dieses wunderbaren Erbes gemacht: Wir müssen alles tun, um seine m?gliche Vernichtung zu verhindern.“ Prof. Dr. Harald Buchinger, stellv. Sprecher des Centres, betonte: ?Im Laufe der Geschichte hat die armenische Bev?lkerung gezeigt, dass Offenheit für kulturelle, intellektuelle und religi?se Einflüsse aus aller Welt und die Beibehaltung der eigenen Identit?t kein Widerspruch sein müssen. Die Erforschung des armenischen Erbes ist eine ?bung in Offenheit und Integration.“
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Charlotte von Schelling
UR - Universit?t Regensburg
Centre for Advanced Studies "Beyond Canon_" (FOR 2770)
E-Mail: Charlotte.Von-Schelling@ur.de