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Aktuelles: Erinnerungen an den Krebs

UR-Studie wertet die Langzeiterinnerungen von Darmkrebsüberlebenden aus 

17. Februar 2023, von Bastian Schmidt

  • Medizin
  • Forschung

Dr. med. Vinzenz V?lkel, Dr. phil. Patricia Lindberg-Scharf, Prof. Dr. med. Monika Klinkhammer-Schalke und das Team vom Tumorzentrum Regensburg, Zentrum für Qualit?tssicherung und Versorgungsforschung der Universit?t Regensburg, haben in einer Studie die Langzeiterinnerungen von Darmkrebsüberlebenden an ihre Krankheit und die Therapie bis zu sieben Jahre nach der Teilnahme an einer randomisierten kontrollierten klinischen Studie untersucht. Die Erkenntnisse k?nnen für Programme zur Verbesserung der patienten- und lebensqualit?tsorientierten Nachsorge von Tumorpatienten genutzt werden und wurden im Fachmagazin ?BMC Cancer“ ver?ffentlicht. 

Als Folge wirksamer Behandlungsverfahren nimmt die Zahl der Langzeitüberlebenden von Darmkrebs immer mehr zu. ?In Anlehnung an eine frühere Studie über Brustkrebspatientinnen war es das Ziel der Untersuchung, die Erinnerungen von Darmkrebspatientinnen und -patienten an ihre Krankheits- und Behandlungserfahrungen zu untersuchen, um Erkenntnisse zur langfristigen Verbesserung der Lebensqualit?t abzuleiten“, erkl?rt Dr. Vinzenz V?lkel. 
Hierfür erhielten Darmkrebs-?berlebende aus der Region im Durchschnitt 78,3 Monate nach Beginn ihrer Therapie und Teilnahme an einer randomisierten kontrollierten klinischen Studie zur postoperativen Verbesserung der Lebensqualit?t (RCT DIQOL) einen Fragebogen. In diesem wurden sie nach den schlimmsten Erfahrungen w?hrend der Darmkrebserkrankung, nach positiven Aspekten der Krankheit und nach Ratschl?gen, die sie neu diagnostizierten Patienten geben würden, gefragt. Die Antworten der Patienten wurden in Kategorien eingeteilt und quantitativ analysiert.
Von 146 verbleibenden ?berlebenden, die ursprünglich in die RCT DIQOL aufgenommen wurden, sandten 96 (66 %) den Fragebogen zurück. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Mehrheit (33 %) der Aussagen zur schlimmsten Erfahrung sich auf ?psychische Belastung“ bezogen, gefolgt von ?Verdauungsst?rungen und Unbehagen beim Stuhlgang“ (17 %) sowie ?Krebsdiagnose“ (16 %). Von den ?berlebenden mit einem Stoma in der Vorgeschichte bezeichnete die Mehrheit (36 %) das ?Stoma“ als ihr schlimmstes Erlebnis. Mit 45 % war die ?Ver?nderung der Lebenspriorit?ten“ die h?ufigste positive Kategorie vor der ?Unterstützung durch ?rzte/Pflegepersonal“ (25 %). 43 % der ?berlebenden hielten ?Kampfgeist“ für den wichtigsten Ratschlag zur Bew?ltigung der Krankheit.

Die Studie zeigt, dass sich die ?berlebenden von Darmkrebs auch nach vielen Jahren noch deutlich an Erfahrungen aus der Zeit ihrer Erkrankung erinnern. In Anlehnung an die Ergebnisse der vorangegangenen Studie über Brustkrebsüberlebende kristallisierten sich ?psychische Belastung“, ?Ver?nderung der Lebenspriorit?ten“ und ?Kampfgeist“ als herausragende Konzepte heraus. Darüber hinaus sind einige Aspekte wie die Auswirkungen eines Stomas für ?berlebende von Darmkrebs von besonderer Bedeutung, wie Dr.  V?lkel erkl?rt: ?Gerade bei fortgeschrittenen Darm-Tumoren ist die vorübergehende oder dauerhafte Anlage eines künstlichen Ausgangs manchmal unumg?nglich. Umso wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, als wie belastend ein solcher Eingriff von den Betroffenen wahrgenommen wird. Selbst nach vielen Jahren beeinflusst er die Erinnerung an die erfolgreich therapierte Krebserkrankung. M?glicherweise muss dieses Thema bereits bei der Therapieplanung ausführlicher besprochen werden, um den Patientinnen und Patienten die Angst davor zu nehmen.“ 
Die Erkenntnisse der UR-Studie k?nnen dazu beitragen, Kommunikations- und Behandlungskonzepte besser auf die Bedürfnisse von Patientinnen auszurichten. Dr.  V?lkel ist sich sicher: ?Unsere Studienergebnisse geben einen einzigartigen Einblick in die Themen, die Patientinnen und Patienten langfristig besch?ftigen. Wenn wir uns diese Themen von der ersten Minute der Therapieplanung an vergegenw?rtigen und entsprechend proaktiv t?tig werden, behandeln wir nicht nur den Tumor, sondern sichern auch die Lebensqualit?t, nicht nur w?hrend der Therapie, sondern auch im ?Leben danach“.“

Originalpublikation:


V?lkel, V., Steinger, B., Koller, M. et al. ?Colorectal cancer survivors’ long-term recollections of their illness and therapy up to seven years after enrolment into a randomised controlled clinical trial”. BMC Cancer 23, 149 (2023).

https://bmccancer.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12885-023-10604-z (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

https://www.tumorzentrum-regensburg.de/ (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Kontakt aufnehmen

Dr. med. Vinzenz V?lkel

Tumorzentrum Regensburg
Zentrum für Qualit?tssicherung und Versorgungsforschung der Universit?t Regensburg
Tel. +49 (0)941/ 943-1803 (Sekretariat)
E-Mail: Vinzenz.Voelkel@klinik.uni-regensburg.de
Homepage: www.tumorzentrum-regensburg.de

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