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Aktuelles: Insektizide st?ren den Geruchssinn von Insekten

Forschende der Universit?t Regensburg untersuchen Effekte von Insektiziden auf Nützlinge

18. August 2023, von Bastian Schmidt

  • Biologie und Vorklinische Medizin
  • Forschung

Forschende der Universit?t Regensburg zeigen in einer neuen Studie, dass nicht t?dlich wirkende Mengen von Insektiziden verschiedener Wirkstoffklassen negative Effekte auf parasitische Wespen haben k?nnen. Die Ergebnisse der Studie wurden vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift ?Environmental Toxicology and Chemistry ver?ffentlicht (DOI: 10.1002/etc.5721 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)).

Parasitische Wespen werden bei der biologischen Sch?dlingsbek?mpfung eingesetzt und helfen als natürliche Gegenspieler anderer Insekten bei der Aufrechterhaltung ?kologischer Gleichgewichte. Wurden sie mit nicht t?dlichen Insektizid-Dosen behandelt, so waren sie nicht mehr in der Lage über ihren Geruchssinn Paarungspartner und Wirtsorganismen zu finden.

Insektizide werden weltweit zur Bek?mpfung von Sch?dlingen in der industriellen Landwirtschaft eingesetzt. Intensive Forschungsaktivit?ten der letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass diese Wirkstoffe selbst in nicht t?dlichen Mengen auch nützliche Insekten sch?digen k?nnen. Insbesondere Best?uber wie Honig- und Wildbienen k?nnen über kontaminierten Blütennektar mit Insektiziden in Kontakt kommen. Jedoch auch weniger auff?llige Nutzinsekten wie die meist winzigen parasitischen Wespen naschen gerne mal an den sü?en Pflanzens?ften. Wegen der Vielzahl an Studien, die negative Effekte bei Nichtzielinsekten nachgewiesen haben, sind insbesondere die Neonicotinoid-Insektizide in die Kritik geraten, sodass die EU 2018 drei Wirkstoffe aus dieser Insektizidklasse verbot. Andere Neonicotinoide und Wirkstoffe mit ?hnlichem Wirkmechanismus wie Flupyradifuron und Sulfoxaflor werden hingegen weiterhin eingesetzt. Bislang war jedoch nur unzureichend erforscht, ob auch diese Substanzen negative Effekte auf Nützlinge haben.  
Im Rahmen des vom Bayerischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gef?rderten Projektverbundes Bay?kotox untersuchten die Regensburger Forschenden aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Joachim Ruther, ob die Wirkstoffe Acetamiprid, Dimethoat, Flupyradifuron und Sulfoxaflor den Geruchssinn der parasitischen Wespe Nasonia vitripennis beeintr?chtigen. Sie fanden heraus, dass Wespenweibchen, die mit nicht t?dlichen Dosen der vier Wirkstoffe behandelt wurden, weder auf den Sexuallockstoff der M?nnchen noch auf Geruchsstoffe von Fliegenpuppen, welche von den Wespenweibchen parasitiert werden, reagierten. Wurden sie mit Dimethoat behandelt, so vermieden sie sogar den sonst hochattraktiven Geruch ihrer Wirte.

Auch am Paarungsverhalten der Wespen ist der Geruchssinn beteiligt. Dementsprechend ging auch die H?ufigkeit erfolgreicher Paarungen nach Insektizidbehandlung der Wespen zurück. ?Ohne einen funktionierenden Geruchssinn k?nnen parasitische Wespen ihre wichtige Aufgabe als natürliche Feinde anderer Insekten in der Natur kaum erfüllen“, erkl?rt Nils Sch?fer, der als Doktorand die Versuche im Labor durchführte. ?Sollten die Ergebnisse zudem auf andere Insekten übertragbar sein“, erg?nzt Projektleiter Prof. Dr. Joachim Ruther, ?k?nnte das einer der Gründe sein, warum die Vielfalt und die H?ufigkeit vieler Insektenarten in den letzten Jahren vielerorts zurückgegangen ist.“ Weitere Forschung ist n?tig, um zu beurteilen, ob sich die im Labor erhaltenen Ergebnisse auf das Freiland übertragen lassen. Als einen ersten Schritt haben die Regensburger Forschenden die Menge an Nektar gemessen, die von den nur 2 mm kleinen Wespen binnen 48 Stunden gefressen wird. Legt man die ermittelte Fra?menge von ca. zwei Mikrolitern und Literaturdaten zur Verunreinigung von Blütennektar mit Insektiziden zugrunde, kann angenommen werden, dass die Ergebnisse durchaus feldrelevant sind.      

Originalpublikation:

Sch?fer, N., Ackermann, J., Hoheneder, J., Hofferberth, J. and Ruther, J. (2023), ?Sublethal Effects of Four Insecticides Targeting Cholinergic Neurons on Partner and Host Finding in the Parasitic Wasp Nasonia vitripennis.” Environmental Toxicology and Chemistry. https://doi.org/10.1002/etc.5721 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
 

Foto: Prof. Dr. Joachim Ruther
Weibchen von Nasonia vitripennis auf einer verpuppten Fliegenlarve sitzend.

Kontakt aufnehmen

Prof. Dr. Joachim Ruther

Universit?t Regensburg
Professur für Chemische ?kologie
Tel.: +49 (0)941 943-2151
E-Mail: Joachim.Ruther@ur.de

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