Die gegenw?rtige Coronakrise hat mit den zahlreichen und weitgehenden Ma?nahmen, die seitens der Politik getroffen worden sind, auch den Betrieb an den Universit?ten zumindest für den Moment ver?ndert. Für gew?hnlich stellen wir in den PROF.ilen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der UR vor, um der Universit?t ein Gesicht zu geben. Den aktuellen Gegebenheiten Rechnung tragend sind die Fragen ein wenig angepasst worden und es gibt nun die PROF.ile aus dem Homeoffice. Für die zweite Ausgabe hat sich dankenswerter Weise Prof. Dr. Ute Leimgruber bereit erkl?rt, die Fragen aus dem heimischen Büro zu beantworten.
Die gr??te Ablenkung im Homeoffice
ist … die sonnige Terrasse, von der aus man den blauen Himmel (derzeit ganz ohne Kondensstreifen!) sieht.
Das Arbeiten im Homeoffice entschleunigt … ehrlich gesagt momentan nicht viel. Ich habe noch nie
so viel telefoniert, geskypt, gezoomt
und gefacetimt wie jetzt...
Wenn die Ausgangsbeschr?nkungen vorbei sind, wird es mir am meisten Freude bereiten… in meinem Lieblingsrestaurant gemeinsam mit meinem Partner und unseren Freund*innen das ganze Menü inklusive Weinbegleitung zu genie?en, endlich meine Eltern wieder treffen zu k?nnen, mein Lehrstuhl-Team wieder zu sehen – kurz: in der Gesellschaft von anderen (lieben) Menschen zu sein.
Die Auswirkungen der Pandemie und ihrer Begleitumst?nde auf meine Forschung sind… sehr herausfordernd, denn als Pastoraltheologin ist es meine Profession, Geschehnisse in Kirche und Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren und sie mit der theologischen Diskurstradition in einen kreativen und konfrontativen Austausch zu bringen. Je aufregender und krisenhafter die Ereig-nisse, umso mehr Arbeit für die Pastoral-theologie, k?nnte man also sagen.
Ratlos macht mich derzeit…
der Gedanke an die n?chsten Wochen und Monate, da in meinem direkten Umfeld mehrere junge Risikopersonen leben und gerade überhaupt nicht klar ist, ob und wann sie (bevor es einen Impfstoff gibt) wieder ihre Wohnungen verlassen und zur Uni bzw. in den Job gehen k?nnen. Denn die erh?hte Gefahr auf einen lebensbedrohlichen Verlauf im Falle einer Ansteckung verringert sich ja nicht, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, infiziert zu werden, sinkt.
Meine Lektüre- oder Filmempfehlung für den Zeitvertreib in Krisenzeiten:
Zum Lesen: ?Ein eigenes Zimmer“ von Virginia Woolf, ?Down Girl“ von Kate Manne und ?Middlemarch“ von George Elliot;
und im Heimkino: ?Dr. Who“ mit der hinrei?enden Jodie Whittaker als 13. Doktor.
Die hilfreichste App oder das nützlichste Hilfsmittel zur Bew?ltigung der Krise ist meiner Meinung nach…
Spotify, Netflix und Zoom. Also, eigentlich: das Internet und mein Laptop. Und dass die Eisdiele mit dem besten Erdbeereis der Stadt nun auch zu mir nach Hause liefert.
W?hrend der Zeit des Social Distancing habe ich mir vorgenommen…
trotzdem Sport zu betreiben, was gar nicht so leicht ist, wenn man die Wohnung in der Quarant?ne nicht verlassen darf.
Im Sinne des ?Think positive!“ sehe ich die Corona-Krise als Chance für…
die Erkenntnis, wie wichtig und unverzichtbar – ?systemrelevant“! – Care-T?tigkeiten sind.
Am meisten bewundere ich in dieser Zeit…
die Menschen, die unermüdlich und unter gro?en Belastungen ihren Job machen, von den ?rzt*innen, Pfleger*innen, Bestatter*innen, Polizist*innen oder Verk?ufer*innen bis hin zu den Sozialarbeiter*innen in Sozialstationen, Frauenh?usern, Drogenkonsumr?umen oder Obdachlosenunterkünften...
Die Playlist zur Corona-Krise erg?nze wie ich folgt (z.B.: “Who wants to live forever” von Queen oder “It’s the end of the world as we know it” von REM)...
?Ich geh heut nicht mehr tanzen“ von AnnenMayKantereit.
Wie würden Sie den momentanen Zustand Ihres Haushalts beschreiben. (Und um Ihre Antwort besser einordnen zu k?nnen – leben in Ihrem Haushalt Kinder unter 10 Jahren?)
Ich lebe mit meinen beiden Kindern (14 und fast 17) in einer Art Dreier-WG, und es ist, als lebten wir in unterschiedlichen Zeitzonen (ich: Nürnberg; die Kinder: New York) – hei?t: wenn ich aufstehe, ist es für sie mitten in der Nacht, wenn sie aufstehen, habe ich schon den halben Tag hinter mir... Das Highlight des Tages: das gemeinsame Frühstück am sp?ten Mittag :)
Vor der Corona-Pandemie dachte ich, unser gr??tes Problem w?re…
die Klimakrise und die weltweiten Ungerechtigkeiten. Beides wird durch die jetzige Krise auf die lange Dauer gesehen sogar versch?rft, befürchte ich.
An der UR fehlt mir am meisten …
die Gespr?che mit den Studierenden, die Kaffeepausen mit den Kolleg*innen, die Teamsitzungen – und eine offene Bibliothek.
Ich bereite mich auf das Sommersemester vor, indem …
ich die Lehrveranstaltungen mit online-Lernformaten realisiere.
Ute Leimgruber
- geboren: 1974
- Berufliches: Studium der Rechtswissenschaften an der UR; Studium der Katholischen Theologie in Regensburg und Graz; Promotionsstudium an der Karl-Franzens-Universit?t Graz; Habilit?tion im Fach Pastoraltheologie und Homiletik; seit 2012 Betreuung und Bewertung von Zulassungsarbeiten zur Zweiten Dienstprüfung für Kapl?ne und Pastoralassistent/-innen der Di?zese Würzburg; seit 2017 Professur an der Universit?t Regensburg
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Die PROF.ile-Reihe
Die regul?ren PROF.ile finden Sie unter der URL www.ur.de/menschen/profile/